Betreff
Jahresbericht Untere Naturschutzbehörde (I)
Vorlage
2022/4114
Art
Informationsvorlage

Sachverhalt/Begründung

 

Erfassung der Käferfauna im Bereich der Nöttinger Viehweide

 

Holzbewohnende Käferarten, sogenannte xylobionte Käfer, sind auf verschiedene Entwicklungsstadien von Baummikrohabitaten angewiesen. Xylobtionte Urwaldreliktarten benötigen besonders alte Bäume mit hohem Baumhöhlenanteil sowie stehendes und liegendes Totholz, wie sie im Naturschutzgebiet „Nöttinger Viehweide und Badertaferl“ vorkommen.

 

Aufgrund der mächtigen Alteichen in der Nöttinger Viehweide und früheren Artfunden, darunter der stark gefährdete Eremit, wurde das Vorkommen sehr seltener Käferarten vermutet, weshalb von 2021 bis 2022 eine Erfassung der Käferfauna über die LNPR (Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinien) in Auftrag gegeben wurde. Die Ergebnisse bestätigen diese Vermutung und heben die herausragende und überregionale Bedeutung des Naturschutzgebietes für die Käferfauna deutlich hervor. Unter den erfassten Arten treten 18 Urwaldreliktarten auf. Darunter konnte auch der Eremit bestätigt werden. Es zeigte sich, dass nicht nur Alteichen und Totholz verschiedenster Altersstadien wichtige Habitate für seltene und gefährdete Arten sind, sondern auch Birken und Kiefern.

 

Die hohe Anzahl erfasster Urwaldreliktarten deutet auf eine ungebrochene Habitattradition hin. Die bisherigen Pflegemaßnahmen im Offenland und der Wälder im Naturschutzgebiet scheinen den Erhalt der xylobionten Käferfauna erfolgreich zu stützen. Für zukünftige Pflegemaßnahmen in der Nöttinger Viehweide sind die Ergebnisse der Käfererfassung mit einzubeziehen.

 

 

Zwischenbericht zu den Schutzmaßnahmen in den Wiesenbrütergebieten

 

Aktuell existieren im Landkreis Pfaffenhofen als Restbestände der Leitarten im Wiesenbrüter-schutz noch ca. 16 Brachvogel-Paare und etwa 90 Kiebitz-Paare.
Im Vergleich mit früheren landkreisweiten Zahlen bedeutet dies eine Abnahme um ca. ein Drittel innerhalb der letzten 10 Jahre. In den letzten beiden Jahren blieben die Brutpaar-Zahlen im Landkreis dank umfangreicher Bemühungen jedoch insgesamt stabil.

 

Zum Schutz der gefährdeten Vogelarten werden vom Landkreis Pfaffenhofen verschiedenste Schutzmaßnahmen getroffen. Diese umfassen sowohl Maßnahmen zum Gelegeschutz als auch Maßnahmen zur Lebensraum-Aufwertung. Neben den beiden Leitarten Brachvogel und Kiebitz kommen in den Wiesenbrütergebieten eine Reihe weiterer typischer Offenland-Arten vor, die allesamt von den Schutzmaßnahmen profitieren.


Im Bereich des Gelegeschutzes wurden 2022 an ca. 50 Brutplätzen des Kiebitzes Gelegeschutz-Maßnahmen durchgeführt, sodass in den letzten beiden Jahren der Bruterfolg der Kiebitze ausreichte um zumindest den Bestand zu halten.
Rund 2/3 der Brutplätze des Brachvogels werden dagegen großflächig gezäunt, um Fressfeinde von den Gelegen und Küken abzuhalten. Die meisten Gelege kommen dabei so zum Schlupf.

 

Da die vorgenannten Gelegeschutz-Maßnahmen sehr aufwendig sind, werden Maßnahmen zur Habitataufwertung getroffen um den Bodenbrütern Bedingungen zu schaffen, die es ihnen erlauben ohne Zutun des Menschen erfolgreich zu brüten. Essentielle Faktoren sind dabei insbesondere Ruhe, ergiebige Nahrungsgründe, Wasserstellen und etwas Deckung.

Um dies zu erreichen, wurde zum einen die bereits 2020 verabschiedete Wegeverordnung umgesetzt. Durch gezielte Maßnahmen im Rahmen des Vertragsnaturschutzprogramms können vorhandene Lebensräume zudem weiter aufgewertet werden. Zusätzlich dazu konnten 2022 im Rahmen der Gebietsbetreuung und in Zusammenarbeit mit der lokalen Landwirtschaft weitere Aufwertungsmaßnahmen wie die Freistellung und Aufweitung von Gräben, die Anlage von feuchten Geländemulden und Entbuschungsmaßnahmen durchgeführt werden.

 

Die Erfolge zeigen sich unmittelbar: im Kühmoos südlich von Geisenfeld verdreifachte sich der Kiebitzbestand durch eine einfache Grabenfreistellung i.V.m. der Gebietsberuhigung, während sich weitere Durchzügler, die teilweise seit Jahrzehnten nicht mehr im Gebiet gebrütet haben, wieder ansiedelten.