Betreff
Ausbildungsinitiative "Altenpflege hoch 2" und Gründung einer Fachschule für Altenpflegehilfe im Landkreis Pfaffenhofen
Vorlage
2014/2099
Aktenzeichen
4011
Art
Beschlussvorlage

Sachverhalt/Begründung

Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Landkreisbevölkerung immer älter. Derzeit ist jeder fünfte Einwohner und rund 23400 Einwohner 60 Jahre und älter, in 20 Jahren ist jeder dritte Landkreisbürger im Seniorenalter, wir haben dann rund 39.000 Einwohner mit 60 Jahren und älter. Mit dem Älterwerden der Bevölkerung steigen unabweislich auch die erforderlichen Dienstleistungen im Alter, sei es ambulante oder auch stationäre Pflege. Derzeit befinden sich in den elf Alten- und Pflegeheimen im Landkreis rund 900 Senioren.

 

Im Handlungsfeld „Betreuung und Pflege“ des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts wurde als Maßnahmenempfehlung Folgendes festgehalten:

 

„Verstärkte Ausbildungsinitiativen für den Pflegeberuf, um den künftig steigenden Bedarf Rechnung zu tragen sowie Fort- und Weiterbildung von Pflegepersonal für Personen mit hohem Unterstützungs- und Betreuungsbedarf“.

 

„Ferner wird eine Zusammenarbeit der Träger der ambulanten Dienste wie Caritas, BRK, Diakonisches Werk usw. mit den stationären Einrichtungen als Anstellungsträger insbesondere im Hinblick von Auszubildenden empfohlen, regelmäßige Durchführungen von Aktionstagen und Informationsveranstaltungen unter anderem zur Verbesserung des Images des Pflegeberufes“.

 

Der Landkreis hat vorstehende Sachverhalte zum Anlass genommen, die Ausbildungsinitiative „Altenpflege hoch 2“ zu ergreifen. Dazu wurden bereits zweimal die Pflegeheime im Landkreis zu Besprechungen im Landratsamt eingeladen, durchwegs alle Pflegeheime begrüßen die Maßnahmen zur verstärkten Gewinnung von Nachwuchspflegekräften und sind auch bereit, vermehrt Ausbildungsstellen zu schaffen. Auch die Seniorenkonferenz im Herbst 2013 in Manching hatte unter anderem den Pflegekräftemangel zum Thema.

 

Von Herrn Landrat Martin Wolf wurde auch Kontakt mit dem Bayerischen Kultusministerium, Herrn Staatssekretär Dr. Eisenreich, aufgenommen mit dem Ziel, eine ortsnahe Ausbildung von Pflegekräften im Landkreis zu ermöglichen und dadurch zusätzliche Interessenten für den Pflegeberuf zu gewinne. Weiterer Schritt war, mit den Altenpflegeschulen der Umgebung wie Ingolstadt, Eichstätt, Neuburg und Dachau zu sprechen. Auch die Pflegeschulen sind grundsätzlich bereit, mit dem Landkreis für eine verstärkte Ausbildung von Pflegekräften zu kooperieren.

 

Nähere Gespräche wurden mit der Berufsschule für Altenpflege in Ingolstadt mit dem Ziel der Gründung einer Berufsfachschule für Altenpflegehilfe für den Landkreis Pfaffenhofen geführt. Die dortige Schulleiterin Frau Sprehe geht davon aus, dass für eine einzügige Berufsfachschule für Altenpflegehilfe ca. 1,5 Lehrkräfte erforderlich sind. Es werden entsprechende Schulräume für eine Klasse sowie ein Raum für die Praxisanleitung mit ca. 40 bis 50 m2 benötigt. Im Vollausbau für eine einzügige Berufsfachschule für Altenpflegehilfe geht Frau Sprehe von einem Raumbedarf von ca. 260 m2 aus. Teilräume z.B. ein Werkräume in bestehenden Schulen können mitbenutzt werden.

 

Derzeit kommen ca. 16% der 140 Pflegeschüler in Ingolstadt aus dem Landkreis Pfaffenhofen und somit rund 25 Schüler. Für die qualifizierte Altenpflege ist Grundvoraussetzung Realschule oder Quali mit abgeschlossener Berufsausbildung sowie mindestens 16 Jahre alt. Für den Helferkreis genügt Abschluss einer Haupt- bzw. Mittelschule.

 

Die Förderung einer privaten Altenpflegeschule wird mit 79% der förderfähigen Kosten, eine kommunale Berufsfachschule mit 50% der förderfähigen Kosten vom Staat unterstützt. Bis zur Anerkennung einer privaten Berufsfachschule als staatlich anerkannte Berufsfachschule müssen zwei Jahre ohne staatliche Förderung überbrückt werden. Erst dann erfolgt die staatliche Anerkennung und Förderung.

 

Durch die Altenpflegeschule Ingolstadt wurde als tragbares Ergebnis der Verhandlungen angeboten, im Landkreis Pfaffenhofen in Trägerschaft der Gemeinnützigen Gesellschaft für soziale Dienste/Deutsche Angestelltenakademie, der gleiche Träger wie in Ingolstadt, eine Berufsfachschule für Altenpflegehilfe zu errichten. Dies hätte den Vorteil, dass eine staatliche Bezuschussung von 79% erfolgen könnte. Die restlichen Kosten von 21% werden durch sonstige Träger bzw. Sponsoren oder durch die Deutsche Angestelltenakademie selber getragen. Die Ingolstädter Schule geht von einem jährlichen Budget von ca. 100.000,00 Euro aus.

 

In der Übergangsphase für 2 Jahre ohne staatliche Förderung  müsste der Landkreis entweder entsprechende Schulräume in bestehenden Schulen zur Verfügung stellen oder dem Träger in der Übergangszeit die kalkulierten Unterbringungskosten von rund ca. 30.000,00 Euro jährlich erstatten, falls eine Anmietung von Schulräumen erforderlich ist.

 

Es wird davon ausgegangen, dass durch eine wohnortnahe Ausbildung mehr Ausbildungsinteressenten gewonnen werden können. Hierzu setzt der Landkreis insbesondere auf sogenannte Berufswiedereinsteiger(innen) und Berufsrückkehrer(innen) nach der Familienphase. Hierbei kommt insbesondere die einjährige Ausbildung zur Altenpflegehelfer(in) in Frage. Bei Interesse kann nach dem einjährigen Abschluss dann die qualifizierte Ausbildung zur Altenpflegerin mit weiteren zwei Jahren in Angriff genommen werden. Sowohl Arbeitsagentur wie auch Jobcenter haben signalisiert, dass unter den Arbeitssuchenden Interessenten für den Pflegeberuf vorhanden sind, insbesondere Personen mit Migrationshintergrund ergreifen gerne einen Pflegeberuf.

 

Eine Pflegeklasse besteht in der Regel aus 16 Schülern, dann ist auch die volle staatliche Förderung gegeben. Falls es zu sogenannten Minderklassen kommt, beispielsweise wenn nur 10 Schüler für einen Jahrgang gewonnen werden können, könnte ein Defizit von rund 10.000,00 Euro pro Klasse und Schuljahr durch eine Minderförderung des Staates entstehen. Hierzu fordert die Altenpflegeschule Ingolstadt dann einen Defizitausgleich durch den Landkreis. Es ist sicherlich begrüßenswert, wenn zehn Altenpflegeschüler zum Abschluss geführt werden können, auch wenn die geforderte Klassenstärke nicht erreicht werden kann.

 

Aus Mobilitätsgründen und der guten Erreichbarkeit ist es sinnvoll, die Altenpflegeschule an der Nord-Süd-Achse mit möglichst Nahanbindung an die Bahnstrecke anzusiedeln. Auch ein Standort im Norden des Landkreises ist wegen der Nähe zu Ingolstadt zur Gewinnung von zusätzlichen Bewerbern nicht zielführend.

 

Am 14.10.2014 wurde mit der Altenpflegeschule Ingolstadt Frau Sprehe und der Geschäftsführerin Frau Kick noch näher verhandelt und der Zeitrahmen abgesteckt. Geplant ist ein Schulbeginn mit Herbst 2015, bis dahin soll der Bedarf für eine einjährige Ausbildung ermittelt und festgestellt werden.

 

 

 

 

Beschlussvorschlag:

Der Sozialausschuss empfiehlt dem Kreisausschuss die Unterstützung der Errichtung einer privaten Berufsfachschule für Altenpflegehilfe im Landkreis Pfaffenhofen