Betreff
Jugendhilfe-Wald-Projekt "Die Macher"
Vorlage
2013/1757
Aktenzeichen
4210.0/0
Art
Beschlussvorlage

Sachverhalt/Begründung

Zum 31.10.2013 waren 74 Kinder und Jugendliche stationär untergebracht, davon 16 Kinder und Jugendliche mit Beschulung. Neben dem Kostenaspekt, der sich in der Zeit vom 01.01.2013 – 31.12.2013 für diese 16 Kinder und Jugendlichen auf 980.000 € beläuft, muss auch das Potenzial der Jugendlichen gesehen werden, welches nicht verloren gehen darf.

Jugendliche, die ohne Schulausbildung und ohne Perspektive aus der Schule entlassen werden, müssen auch langfristig von der Allgemeinheit finanziert werden, obwohl sie häufig ein durchaus gutes kognitives Potenzial hätten und auch generell die Fähigkeit vorliegt, sich auf dem Arbeitsmarkt zu behaupten.

Häufig haben die Kinder und Jugendlichen, die vom Sachgebiet Familie, Jugend, Bildung stationär untergebracht werden, schon einen Lebensweg mit Schwierigkeiten hinter sich. Meist beginnen die Probleme schon im Grundschulalter, da sich aber sowohl die Eltern als auch die Kinder nicht auf eine stationäre Maßnahme einlassen, bleiben die Kinder häufig bis zur sechsten oder siebten Klasse im Klassenverband, obwohl alle Seiten bereits an ihre Grenzen gelangt sind. Eine Unterbringung im Alter von ca. 13 Jahren bewirkt meistens eine Unterbringung bis Schulzeitbeendigung; häufig auch bis zum Ausbildungsende.

In der Regel benötigen die Kinder und Jugendlichen ein Schuljahr um sich einzugewöhnen, ein weiteres um sich auf neue Verhaltensweisen einzulassen und diese zu stabilisieren. Nicht selten sind sie dann bereits in der Abschlussklasse, was einen Wechsel zurück in die Heimatschule als ungünstig darstellt, da im Abschlussjahr nicht noch ein komplett räumlicher Wechsel vollzogen werden sollte. Des Weiteren ist bei der Unterbringung in der stationären Jugendhilfe zu sehen, dass sehr stark die Mentalität entsteht „ich bringe mein Kind weg und es soll repariert zurück kommen“.

 

Hier können die Eltern nur bedingt in die Elternarbeit integriert werden, da die Einrichtungen in Bayern und Baden-Württemberg verstreut sind und für eine intensive Elternarbeit der Weg zu weit ist.

Über das Jugendhilfe-Wald-Projekt „Die Macher“ sollen Kinder und Jugendliche ab der vierten bis zur achten Klasse erreicht werden. Sie sollen weiterhin in ihrem sozialen Umfeld leben und es soll über alternative Herangehensweisen versucht werden, diese Kinder und Jugendlichen langfristig wieder in den Regelschulalltag zu integrieren. Außerhalb des Schulgebäudes in einem Wald, Bauernhof oder ähnlichem, soll eine Kleingruppe von vier bis sechs Kindern und Jugendlichen von Vormittag bis in die Nachmittagsstunden betreut werden. Hauptaugenmerk soll auf die praktische Arbeit gelegt werden. Es sollen so Lerntechniken eingeübt und die Freude am Lernen wieder geweckt werden. Die Jugendlichen sollen über dieses Projekt durch praktische Arbeiten und erlebnispädagogischorientierte Angebote an Selbstvertrauen gewinnen und im Sozialverhalten gestärkt werden. Die Betreuung soll über einen Träger stattfinden, der entweder zwei Sozialpädagogen mit der Zusatzqualifikation Erlebnispädagogik oder einem Sozialpädagogen mit der Zusatzqualifikation Erlebnispädagogik und einem Handwerker zur Verfügung stellt. Die Kinder und Jugendlichen werden für diesen Zeitraum von der Schulpflicht befreit. Im Weiteren müsste mit der Task Force abgeklärt werden, inwieweit die Kinder über die Schulberatung mitbetreut werden, um Perspektiven zu entwickeln. Die Kinder und Jugendlichen sollen etwa ein Schuljahr in diesem Projekt bleiben. In dieser Zeit sollte sich herauskristallisieren, in welche Schulform bzw. in welche Schule sie aufgenommen werden können.

Derzeit prüft das Förderzentrum Pfaffenhofen, ob eine Stütz- und Förderklasse eingerichtet wird, die Kinder und Jugendliche mit emotionalem / sozialem Hilfebedarf aufnimmt. Es wäre dann die Möglichkeit gegeben, Kinder aus dem Jugendhilfe-Wald-Projekt, die noch nicht für die Regelschule stabilisiert sind, über diese Klasse im Landkreis zu beschulen.

Dem Sachgebiet Familie, Jugend, Bildung liegen zwei Kostenvoranschläge von Trägern vor:

Anbieter ambuflex; Ingolstadt, Projektkosten (max. 6 Personen) pro Jahr 128.000 € + geschätzten Beförderungskosten in Höhe von 11.000 € und Investitionskosten i. H. v. 1.700 €

Anbieter KAP; Nittendorf, Projektkosten (max. 6 Personen) pro Jahr 231.000 € (in den Sachkosten sind alle einzusetzenden Maschinen, wie mobiles Sägewerk, Traktoren, Kfz-Bauwagen etc. enthalten) + geschätzte Beförderungskosten i. H. v. 11.000 €.

Durch das Jugendhilfe-Wald-Projekt soll den steigenden Kosten in der Jugendhilfe entgegengewirkt werden. Die Projektkosten sind als „alternative Kosten“ zu verstehen, es sollen damit zusätzliche Heimunterbringungen vermieden und die Kinder und Jugendlichen früher nach Hause geholt werden. Als möglicher Projektbeginn ist das Frühjahr 2014 anvisiert. Es wird jedoch eine Betriebserlaubnis über die Regierung eingeholt werden müssen.

 

 

Beschlussvorschlag:

Der Jugendhilfeausschuss beschließt, dass im Landkreis Pfaffenhofen ein Jugendhilfe-Wald-Projekt installiert wird. Nach genauen Prüfungen wird die Verwaltung einen Kooperationspartner auswählen. Ausgaben sollen für 2014 in den Haushalt aufgenommen werden.