Sachverhalt/Begründung

 

Herr Bernd Huber, Vorsitzender der Initiative Landkreis Management (ILM), Wirtschaft, Soziales und Bildung, informiert über die aktuelle Wirtschaftslage im Landkreis:

 

Sehr geehrter Herr Landrat,

meine sehr verehrten Damen und Herren,

 

erstmal am 20. Oktober letzten Jahres konnte ich zu Ihnen den Mitgliedern des Kreistags sprechen, um die Initiative Landkreis Management (ILM) vorzustellen. Seit dem hat sich einiges an Aktivitäten getan. Die meisten von Ihnen und fast alle Bürgermeister in den Gemeinden unseres Landkreises durfte ich durch meine Kontaktbesuche persönlich kennenlernen. Viele aktuelle Themen konnten wir besprechen und gemeinsam auch vor Ort tätig werden. In meinem Vorstellungsvortrag vom 20. Oktober habe ich auf die beginnende Wirtschaftskrise hingewiesen. Wobei einige von Ihnen mich damals nach meinen Ausführungen zur Seite nahmen und meinten, ob ich das nicht ein wenig zu pessimistisch sehe, denn den Betrieben im Landkreis geht es gut und sind zufriedenstellend beschäftigt. Inzwischen wissen wir und leider wird es immer deutlicher, dass die Rezession nicht nur rund um den Globus sondern auch in unserem Wirtschaftraum tiefe Spuren hinterlassen wird. Keinesfalls und das dürfen Sie mir bitte glauben, möchte ich eine schwarz gemalte Zukunftsprognose abgeben, doch dürfen wir uns ebenso auch nicht der Realität verschließen. Wir haben weltweit die schlimmste Konjunkturkrise seit Jahrzehnten. Eigentlich müssen wir von drei Krisenszenarien sprechen. Nämlich Finanzkrise, Wirtschaftkrise und Autokrise. Was seit dem platzen der Immobilienblase in den USA in allen Kontinenten passiert ist, stellt alle anderen Ereignisse der vergangenen Jahre in den Schatten. Noch ist die Krise in unserem Landkreis im Gegensatz zu anderen Wirtschaftsräumen nicht voll angekommen. Das Handwerk, insbesondere im Bau aber auch in anderen Sparten ist immer noch mit guten und teilweise sogar langfristigen Aufträgen versorgt. Dagegen sieht es in der industriellen Produktion und dem verarbeitenden Gewerbe gänzlich anders aus. Umsatzrückgänge von 50 % und mehr sind hier keine Ausnahme mehr. Wir brauchen uns nichts vorzumachen. In der zweiten Hälfte des Jahres wird die Krise auch unseren Landkreis und die Region erfasst haben. Es ist auch Tatsache, dass in unserem Landkreis Unternehmen ums Überleben ringen. Besonders Kleingewerbetreibende müssen sich in diesen Zeiten auf harte Bedingungen einstellen. Mit unserer Initiative tragen wir dazu bei, Gewerbetreibende und Betriebe mit Hilfe unserer Vernetzung zu helfen, z.B. mit Absatzmöglichkeiten, aber auch mit Aufträgen. Mit unserem Krisenmanagement wollen wir den Unternehmen in vielfältigster Weise auch Hilfestellung geben. Ich kann berichten, dass ich vielen Firmen mit meinem persönlichen Einsatz weiterhelfen konnte. Insbesondere bei Kleinbetrieben gibt es gegenwärtig große Probleme mit Banken und Sparkassen, die künftig nicht kleiner werden. Nach dem wir die Talsohle noch nicht einmal erreicht haben, wollen wir für Unternehmen unseres Landkreises die in den nächsten Wochen und Monaten in vorübergehend finanziellen Schwierigkeiten kommen sollten mit der Installation eines Rettungs- oder besser gesagt eines Invest-Fonds unter die Arme greifen. Natürlich kann dieser Fond nur funktionieren, wenn sowohl die lokalen Banken und Sparkassen mitmachen, aber auch die Unternehmen sich bereit erklären eine finanzielle Einlage zu leisten. Noch hat die Idee des Fonds keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber ich wollte Sie bereits in den Anfängen unseres Vorhabens in Kenntnis setzen. Die nächsten Schritte sind Gespräche mit den Banken und Sparkassen und die Information an die Unternehmen im Landkreis. Ich werde Sie selbstverständlich auf dem Laufenden halten. Die grafische Darstellung des Fonds finden Sie ebenfalls in der Präsentation auf Seite 4.

 

Meine Damen und Herren,

immer mehr Betriebe im Landkreis nehmen die Möglichkeit der Kurzarbeit wahr um Entlassungen zu vermeiden. Wenn man überhaupt von erfreulich sprechen kann, dann davon, dass die Kurzarbeit entbürokratisiert wurde und ist damit auch für Mittelständler finanzier- und kalkulierbar. Besonders als Unternehmer weiß ich, wie wichtig es sein muss, gerade in der Krise nicht in tiefrote Zahlen zu kommen. Dennoch sollte alles ausgeschöpft werden um keine Stellen abbauen zu müssen. Ich appelliere an jeden Arbeitgeber genau nachzurechnen, ob es sich nicht mittel- und langfristig mehr lohnt, an Mitarbeitern festzuhalten, statt sie zu entlassen. Vor allem sollten auch von den Arbeitgebern die Überlegung angestellt werden, in der Zeit in der weniger zu tun ist für Weiterbildung zu nutzen. Wer qualifiziert, für den übernimmt die Agentur für Arbeit die Sozialversicherungsbeiträge der Kurzarbeit auf Antrag komplett. Trotz allem werden wir nicht in allen Betrieben vermeiden können, dass schmerzhafte Entscheidungen zu Entlassungen vorgenommen werden müssen.

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

noch vor kurzem konnte ich im Landkreis Pfaffenhofen von einer Arbeitslosenquote von 1,8 % berichten. Nunmehr ist sie über 3 % auf 3,3 % angestiegen. Besonders bedenklich und beunruhigend ist, dass unter den jungen Frauen und Männern die bisher vergeblich einen Job suchen die meisten eine abgeschlossene Ausbildung haben. Dennoch muss unsere vorrangige Aufgabe sein, Aus- und Weitebildung muss forciert werden. Die Zusammenarbeit mit dem Schulen und den Bildungsträgern hat für uns eine hohe Priorität, da wie wir alle wissen Wirtschaft ohne Einbeziehung der Bildung nicht funktionieren kann. Die Wirtschaft des Landkreises und der Region benötigt unabhängig von der Krise hochqualifizierte Fachkräfte. Natürlich wird in dieser Zeit der Fachkräftemangel überlagert durch die Rezession und sehen wir das durchaus mit berechtigtem Optimismus einmal wieder zu Ende gehen wird. Wir brauchen vorausschauende Unternehmen und die haben wir in unserem Landkreis die auch in ihre Mitarbeiter investieren. Ich bin sehr froh, dass die Wirtschaft in unserem Lande angekündigt hat, die Zahl der Ausbildungsplätze sogar zu steigern. Sonst steuern wir Mitte des neuen Jahrzehnts auf eine Situation zu, mit hoher Arbeitslosigkeit und gleichzeitigem Fachkräftemangel. Trotz dieser Ankündigung ist zu befürchten, dass die Wirtschaftsflaute dennoch auf die Ausbildung durchschlagen wird und können nur hoffen, dass die Rezession nicht voll den Lehrstellenmarkt erreichen wird. Gemeinsam sollten wir daher alles unternehmen, die Arbeitslosigkeit nicht drastisch ansteigen zu lassen.

 

Im vergangenen Dezember hatte ich angeregt den bestehenden Arbeitskreis Schule / Wirtschaft wieder mit neuen Impulsen zu versehen um u.a. auch unserer derzeitigen Wirtschaftslage Rechnung zu tragen. Es ist wichtiger denn je, dass Bildungsträger und Betriebe miteinander reden und ihre Erfahrungen austauschen um Probleme lösen zu können. Entscheidend für den Erfolg des Arbeitskreises ist, dass er jeweils zur Hälfte mit Schul- und Wirtschaftsvertretern besetzt ist. Der Wirtschaft sollen nicht nur aktive Vertreter aus Unternehmen angehören, sondern auch kommunale Vertreter und Behörden wie z.B. die Agentur für Arbeit aber auch Vereine wie z.B. Vertreter von Rotary und Lions. Wir haben interessierte Vertreter der Wirtschaft zur Mitarbeit des Arbeitskreises gefunden und ich hoffe sehr, dass diese zum nächsten Treffen eingeladen werden.

 

Meine Damen und Herren,

in dieser Zeit müssen sich alle verantwortlichen Personen an einen Tisch setzen. Weiterhin mit hoher Priorität sehen wir die Aufgaben der ILM in den Sparten Wirtschaft, Soziales und Bildung. In der Kontaktpflege mit allen an der Wirtschaft beteiligten Unternehmen. Viele Besuche habe ich in den zurückliegenden Wochen und auch jetzt bei allen Betrieben in unterschiedlichster Größenordnung teilweise auch in Zusammenarbeit mit den Vertretern der Kommunen, den Bürgermeistern durchgeführt. Dabei ging es um die Erhaltung und Ausweitung von bestehenden Firmen, aber auch um neue Betriebesansiedlungen. Gab es vor zwei bis drei Monaten eine Reihe von ansiedlungsinteressierten Unternehmen für eines der Gewerbegebiete im Landkreis, so ist zurzeit die Bereitschaft sehr zurückhaltend. Was grundsätzlich zu verstehen ist, dass statt Ansiedlung zunächst vorrangig die Existenzsicherung des jeweiligen Betriebes im Fordergrund steht.

 

Sehr eng ist die Zusammenarbeit und Kommunikation mit der IRMA in der neu geschaffenen Expertengruppe Wirtschaft der IRMA werde ich künftig mitarbeiten und die Interessen des Landkreises Pfaffenhofen in diesem Bereich vertreten und wahrnehmen. Um es gleich vorweg zu nehmen die ILM ist keine Konkurrenz und auch keine Alternative zur IRMA sondern eine sinnvolle und effektive Ergänzung der Aktivitäten auf Landkreisebene mit sehr enger Zusammenarbeit. In der IRMA genaue Bezeichnung ist Initiative Regionalmanagement Region Ingolstadt, sind die Landkreise Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen und die Stadt Ingolstadt vertreten. Die IRMA ist ein Verein. Mitglieder aus der Wirtschaft sind u.a. Audi, Bauer in Schrobenhausen, EADS Manching, EDEKA Südbayern um nur einige zu nennen. Die ILM dagegen ist kein Verein, sondern im Landratsamt außerhalb der klassischen Verwaltungsorganisation als Projektmanagement aufgeteilt unter Einbeziehung von Mitarbeitern des Landratsamtes und externer Kräfte. Durch die Einbeziehung von externen Persönlichkeiten können zusätzliche Erfahrungs- und Wissenspotentiale genutzt werden. Außerhalb des Landkreises wie z.B. kürzlich bei meinem Vortrag im IHK-Gremium in Ingolstadt werde ich schon gefragt, warum eigentlich nochmals eine Initiative, wenn es doch die Initiative IRMA gibt. Zugegeben die ILM steht außerhalb des Landkreises im Schatten der IRMA. So klar aber wie die Zukunft der Region vom existieren der IRMA in allen Bereichen von Kultur, Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft abhängen mag, so klar ist es aber auch, dass die IRMA nicht in der Lage ist flächendeckende Kontakte mit den einzelnen Betrieben unseres Landkreises herzustellen oder sich gar deren Problemen anzunehmen. Selbstverständlich ist das auch nicht die übergeordnete Aufgabe der IRMA. Den Puls am Geschehen vor Ort ist nur der ILM möglich. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass es folgerichtig und effizient wäre auch in den Landkreisen innerhalb des Regionalmanagements wie Eichstätt und Neuburg-Schrobenhausen ähnliche Initiativen wie die ILM zu gründen. Erwähnen möchte ich noch, dass die Initiative Landkreis Management (ILM) Wirtschaft, Soziales und Bildung von einem Beirat der mindestens viermal im Jahr zusammenkommt unterstützt wird. Mitglieder des Beirats sind neben mir, die Herren Franz Böhm, Werner Egerer, Prof. Herion und Karl Straub. Zu der Beiratsarbeit gehören auch die Vorbereitungen zu Treffen mit den bestehenden Gewerbevereinen, Verbänden, Interessensvereinen ProWirtschaft sowie die Förderung und Unterstützung für den Aufbau von weiteren Vereinen mit dem Ziel einer Multiplikatorenwirkung. Außerdem planen wir einmal im Jahr unabhängig von der Veranstaltung Unternehmerfrühstück der vhs, einen Firmentag mit Teilnehmern aus Wirtschaft und Politik um Kontakte zu knüpfen damit Unternehmer und Politiker sich kennenlernen und ins Gespräch kommen können.

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

nicht nur für uns in der Initiative ist es beunruhigend und irritierend zu gleich wie die Krise unsere Marktwirtschaftssysteme strapaziert. Denn für die Verantwortung in der Marktwirtschaft gibt es eine einfache Regel: Eigentümer eines Unternehmens tragen Chancen und Risiken gleichermaßen. Erzielt das Unternehmen Gewinne stehen sie den Eigentümern zu, geht es dem Unternehmen schlecht, müssen sie abwägen, wie sie ein weiteres Abrutschen verhindern können denn im schlimmsten Fall droht die Insolvenz und das kann den Totalverlust bedeuten. Dieses Gleichgewicht zwischen Chancen und Risiken ist der Kern der Eigentümerverantwortung in der Marktwirtschaft. Sie funktioniert, wenn nicht nur Chancen winken, sondern auch Risiken drohen, die für den Erfolg der Marktwirtschaft essenzielle Eigentümerverantwortung läuft leer, wenn der Eigentümer in schlechten Zeiten nichts zu befürchten hat, weil ein Dritter, z.B. der Staat einspringt und sich kümmert. Die Abnahme der Verantwortung widerspricht den grundlegenden Prinzipien der Marktwirtschaft. Wer die Marktwirtschaft schützen will muss die Eigentümerverantwortung aufrecht erhalten und zwar in beide Richtungen, bei Chancen und Risiken und ich glaube die Balance zwischen Chancen und Risiken ist durch die Krise aus dem Lot geraten und das müssen wir sehr schnell korrigieren.

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

der Landkreis Pfaffenhofen liegt in der Mitte Bayerns und damit in einer hervorragenden strategischen Lage für ansiedlungsinteressierte Unternehmen. Diese Voraussetzungen sollten wir künftig konsequent nutzen, um für Zukunftsbetriebe und durchaus mit Marktnischencharakter zu werben die auch ökologisch und ökonomisch in unseren Landkreis passen, z.B. Bioprodukte, Biotechnologie, spezielle Solartechniken, regenerative Energien, Sicherheitstechniken oder die Weiterverarbeitung des Hopfens nicht nur zum Bier brauen. Ich hatte vor kurzem in Rohrbach ein interessantes Gespräch mit einem Ingenieur der über die Verwendungsmöglichkeiten eine Studie erstellt hat und das Patent besitzt für bisher nicht genutzte Teile der Hopfenpflanze den Reben. Mit Hilfe der Hopfenfasern könnte man Formteile für die Fahrzeugindustrie, isolierende Produkte für den Bau aber auch Rotoren von Windkraftanlagen herstellen um nur einige Anwendungsbeispiele zu nennen. Für diese Idee konnte ich zwei Firmen in unserem Landkreis interessieren. Bis zur notwendigen Marktbeobachtung und der Produktionsreife sind natürlich noch entsprechende Hürden zu nehmen. Um diese Vorhaben der Gewinnung von Zukunftsbetrieben realisieren zu können, brauche ich die Unterstützung von Ihnen, den Mitgliedern des Kreistags und den Verantwortlichen der Gemeinden. Allein werde ich das mittelfristig nicht schaffen. Um Betriebe mit Zukunftsperspektiven anzusiedeln benötigen wir noch eine größere Vernetzung. Das ist nicht schnell mal mit einem Kontaktgespräch getan. Daran sollten alle Gemeinden vor allem die mit vorhandenen Gewerbegebieten ein großes Interesse haben. Wir werden nicht herumkommen für eine erfolgversprechende Wirtschaftsförderung der Zukunft auch finanziell zu investieren. Dieses Thema möchte ich gerne bei einer meiner nächsten Gespräche mit Ihnen diskutieren und freue mich auf Ihre Meinung und Ihre Vorstellungen.

 

Wie sollten uns den Chancen einer hervorragend strategisch wichtigen Wirtschaftslage in der Mitte Bayerns bewusst sein. Innovative Unternehmen haben sich in unserem Wirtschaftsraum angesiedelt. Die Unternehmenslandschaft ist im Vergleich zu unseren benachbarten Landkreisen nicht einseitig und vor allem mittelständisch geprägt und das müssen wir als eine außergewöhnliche Chance erkennen. Das Handwerk, der Handel und die Industrie haben eine große Wirtschaftskraft die gilt es und das sollte unser oberstes Gebot in Richtung Zukunft Wirtschaft sein, auch im Hinblick der Krise zu erhalten und nach der gegenwärtigen Durststrecke unbeirrbar auszubauen und meine sehr verehrten Damen und Herren, ich habe auch weiterhin die Vision, dass Wohnen und Arbeiten im Landkreis Pfaffenhofen Wirklichkeit werden kann.

 

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

 


 

Der Kreistag hat die Information zur Kenntnis genommen.