Sachverhalt/Begründung

 

Eine Erfolgsstory: Die Herzinfarktbehandlung im Landkreis Pfaffenhofen

 

Anlässlich der Kreisausschuss-Sitzung am 23.03.2009 stellt Herr Professor Dr. Christian Firschke, Kardiologe, Ärztlicher Direktor der Ilmtalklinik und Chefarzt der Inneren Abteilung die Entwicklung der Herzinfarktbehandlung und ihre Ergebnisse an der Ilmtalklinik vor. Der Herzinfarkt ist nach wie vor die häufigste Todesursache in Deutschland. Ca. 30% bis 40% der Patienten mit einem Herzinfarkt sterben sogar bereits bevor sie einen Arzt kontaktieren können, so Prof. Firschke. Deshalb muss das Motto bei jedem Brustschmerz, der länger als 5 Minuten andauert, prinzipiell lauten: unbedingt den Hausarzt oder Notarzt (Tel.: 112) rufen. Der Patient, bei dem der Verdacht auf einen Herzinfarkt besteht, wird dann sofort in die Klinik eingewiesen. Am besten in eine, in der ein Herzkatheterlabor rund um die Uhr zur Verfügung steht, denn nur dort kann die Ursache des Herzinfarktes, ein verstopftes Herzkranzgefäß, am schnellsten und effektivsten wieder eröffnet werden. Im Jahr 2004 wurde eine derartige Einrichtung von Prof. Dr. Firschke an der Ilmtalklinik aufgebaut und über die Jahre weiterentwickelt. Wie kann man den Erfolg einer solchen Einrichtung messen fragten wir Prof. Firschke. Es gebe natürlich viele Parameter, aber am bedeutsamsten sei es sicher, wenn weniger Patienten an der lebensbedrohlichen Erkrankung sterben müssen, so der Kardiologe. Dies sei darüber hinaus am eindeutigsten messbar. So bestand eines der Hauptziele des Kardiologen während der vergangenen Jahre darin, die Sterblichkeit am Herzinfarkt im Landkreis Pfaffenhofen unter den Bundesdurchschnitt zu senken. Der Herzinfarkt kann nämlich auch trotz Krankenhauseinweisung, besonders dann wenn die Einweisung zu spät erfolgt, so Prof. Firschke, zum Tode führen. Hier handelt es sich meist um Patienten, die bereits vor Eintreffen in der Klinik wegen eines Herz-Kreislaufstillstandes wiederbelebt werden mussten oder sich im Kreislaufschock befinden. Deutschlandweit und auch in Bayern liegt daher die Sterblichkeit am akuten Herzinfarkt auch im Krankenhaus bei etwas über 10%. Prof. Firschke stelle während der Sitzung des Kreisausschusses eine Auswertung der Herzinfarkt Todesfälle der Ilmtalklinik aus den letzten Jahren vor (erstellt in Zusammenarbeit mit Dr. Buhr vom Medizincontrolling der Ilmtalklinik). Hier zeigte sich seit 2005 eine fast halbierte Sterberate am akuten Herzinfarkt an der Ilmtalklinik im Vergleich mit den Deutschland- und Bayern- weiten Vergleichszahlen des statistischen Bundesamtes.

 

 

Wie sind dieses ausgezeichneten Zahlen zu erklären seien wurde Prof. Firschke gefragt. „Ein solches Ergebnis ist immer nur in Teamarbeit zu erreichen. Dafür haben wir in den vergangenen Jahren ein Herzinfarkt Netzwerk im Landkreis aufgebaut, bei dem mehrere Elemente in hervorragender Weise ineinandergreifen.“ erwiderte er. So arbeite beispielsweise der Rettungsdienst des Landkreises extrem effektiv. Eine Auswertung der Transportzeiten  von Herzinfarktpatienten (von der Rettungsleitstelle in Ingolstadt zur Verfügung gestellt), die vom Rettungsdienst im ersten Halbjahr 2008 an die Ilmtalklinik gebracht wurden, habe einen Spitzenwert von im Mittel 16  Minuten ergeben. Auch die Arbeit der Notärzte sei hoch effektiv. So vergehen im Landkreis Pfaffenhofen im Mittel lediglich 38 Minuten zwischen Eintreffen des Notarztes bei einem Patienten mit akutem Herzinfarkt und der Ankunft des Notarztwagens mit dem Patienten an der Ilmtalklinik. Bereits im Notarztwagen erhalten die Patienten ein lebenswichtiges zusätzliches Medikament. Hiermit wurden alle Notarztwägen des Landkreises auf Initiative von Prof. Firschke ausgestattet. In der Klinik stehe dann permanent, auch nachts, ein Herzinfarktteam (bestehend aus einem auf die Katheterbehandlung des Herzinfarkts spezialisierten Kardiologen und zwei Herzkatheterassistenten) bereit (an 7 Tagen in der Woche, jeweils über 24 Stunden). Der Kollege wisse bereits vor Eintreffen des Patienten Bescheid, da in der Regel schon aus dem Notarztwagen per Funk ein EKG in die Klinik gesendet werde. Mit diesem wichtigen EKG Übertragungsmodul seien auf Initiative der Ilmtalklinik (und finanziert durch den Verein „Leben retten“) alle Notarztwägen des Landkreises ausgestattet worden. Ein weiterer Schwerpunkt der Bemühungen der letzten Jahre sei es laut Professor Firschke gewesen, das Zeitintervall zwischen Ankunft der Infarktpatienten in der Ilmtalklinik und dem Beginn der Herzkatheterbehandlung zu minimieren. „Denn die Zeit ist der entscheidende Faktor bei der Infarktbehandlung. Je früher eingegriffen werden kann, umso erfolgreicher ist die Behandlung und umso mehr Patienten können die lebensbedrohliche Erkrankung überleben“ sagt Professor Firschke. Dieses Zeitintervall (das den Patiententransport innerhalb der Klinik sowie alle erforderlichen Voruntersuchungen und die Vorbereitung des Patienten für die Herzkatheterbehandlung beinhaltet) konnte in den vergangenen Jahren kontinuierlich auf aktuell ca. 50 Minuten halbiert werden (sogenannte „door to balloon time“). Hier sei natürlich der Charakter der Ilmtalklinik als ein relativ kleines Krankenhaus mit seinen kurzen Wegen und der vertrauten Zusammenarbeit aller Mitarbeiter hilfreich. Mit einem gewissen Stolz erwähnt Prof. Firschke, dass die „door to balloon time“ des Deutschen Herzzentrums in München auf der Website der dortigen kardiologischen Spezialabteilung mit ca. 70 Minuten immerhin um 20 Minuten länger als an der Ilmtalklinik angegeben werde. Wenn man die Transportzeiten unseres Rettungsdienstes und die Vorbereitungszeit der Patienten in der Ilmtalklinik bis zum Beginn der Katheterbehandlung zusammenzähle, ergebe sich ein Zeitintervall zwischen Ankunft des Notarztes beim Infarktpatienten und Beginn der Herzkatheterbehandlung von ca. 90 Minuten. „Damit liegen wir deutlich besser als die 120 Minuten, die in den Leitlinien der europäischen kardiologischen Gesellschaft als maximales Intervall bis zum Beginn der Katheterbehandlung des Herzinfarkts gefordert werden. Alle, die im Landkreis Pfaffenhofen an dieser „Rettungskette“ beteiligt sind, können stolz auf ihre Arbeit sein. Und ich denke, dass wir nachweisen können, dass die Patienten unserer Region mit dieser gefährlichen Erkrankung in der Ilmtalklinik bestmöglich versorgt werden. Aber wir dürfen uns auf diesem schönen Erfolg nicht ausruhen- das Erreichte lässt sich nur durch kontinuierliche Bemühungen bewahren bzw. evtl. noch weiter verbessern“ schließt Prof. Firschke seine Erläuterungen.

 


Herr Russer kommt um 15:31 Uhr wieder zur Sitzung.

 

Der Kreisausschuss hat die Information zur Kenntnis genommen.